Bullshit-Bingo

Gossips debunked


Wer kennt es nicht? Ob man nun präsent ist oder nicht, geschwätzt wird immer über einen. Meistens ist es Unfug. Hier eine Übersicht über neue und alte Räuberpistolen, die ich entweder selbst aufgeschnapp habe, oder die mir von vertrauten Menschen zugetragen wurden.


„Den Ringnery hasst Hunde.“ – Nein, tut er nicht. Er hat Angst vor ihnen. Nach sechs unprovozierten Attacken von nicht oder nur mangelhaft beaufsichtigten Fellnasen hat er auch allen Grund dazu, vor allem dann, wenn er sieht, dass der Großteil aller Hundehalter und Hundehalterinnen meilenweit von der Befähigung zur Haltung und Führung eines Hundes entfernt sind. Dort liegt des Pudels Kern: Hunde sind einfach nur Hunde, die folgen ihren Instinkten. Das Problem liegt immer bei Herrchen bzw. Frauchen.

„Den Ringnery is Millionär.“ – Wäre er gerne, aber, nee, ist nicht. Er hat bis zur Rente, wie die meisten von uns, noch allerhand zu tun.

„Den Ringnery is sprunghaft im Beruf. Wat den schon alles anjefangen un wieder ufjehört hat.“ – Stimmt so nicht. Das entscheidende Thema ist Vielseitigkeit. Von meinen sieben Berufungen habe ich nur zwei niedergelegt: 1. Durch einen starken Zuwachs in meiner Ingenieurstätigkeit habe ich das nebenbei geführte Fotostudio abgegeben. Zur Übernahme gehörte die vertragliche Vereinbarung, keine mit der Käuferin der Firma konkurrierenden Tätigkeiten auszuüben. 2. Die Tätigkeit als Physiklehrer am SMG war eine Aushilfstätigkeit, ein Gefallen, um den mich mein alter Physiklehrer gebeten hatte. Als er in Pension ging, endete auch unser Arrangement.

„Den Ringnery hat Pilzseminar jemacht. Da musste de Rettungshubschrauber kunn.“ – Immer wieder schön, diese Anspielungen, die den Vorwurf suggerieren ohne ihn konkret zu formulieren. Ja, da war dieses eine Mal, als ich gerade mit den Teilnehmern zur Exkursion aufbrechen wollte, als ein älterer Herr plötzlich einen Schwindelanfall erlitt und zusammenbrach. Er wurde tatsächlich vom Rettungshubschrauber abgeholt. Nur ist zu dem Zeitpunkt noch kein einziger Pilz gefunden, geschweige denn gegessen worden.

„Den Ringnery is en Kommunist“ – Nein, Sozialist. Großer Unterschied. Streng genommen eigentlich sogar Sozialdemokrat. Siehe meine Parteizugehörigkeit.

„Den Ringnery hat sing Frou in de Tod jetrieben.“ – Ich war sehr bestürzt, als meine erste Frau ungefähr ein Jahr nach unserer Scheidung an Krebs erkrankte. Wir hatten nach der Trennung weiterhin ein gutes Verhältnis, und ich half ihr bei so manchen Angelegenheiten. Entgegen aller esoterischen Trugvorstellungen war unsere Trennung nicht ursächlich für die Erkrankung, und es erschüttert mich, wie niederträchtig Menschen in ihrer Verachtung anderen gegenüber denken und sprechen können.

„Den Ringnery hat dat jung Dingen us singem Fotoladen jehierat.“ – Nein, „dat jung Dingen“ (übrigens eine Bezeichnung, die aufgrund der herabwürdigenden Versächlichung von Frauen zutiefst sexistisch ist) hatte nach dem Erwerb meines Fotostudios eine zeitlang meinen Nachnamen in der Firmierung weitergeführt, um zu zeigen, dass es sich um eine Übernahme handelte und nicht um eine Neugründung. Ich hatte zu dieser Zeit durchaus neu geheiratet, jedoch eine andere, doppelt so alte Frau.

„Den Ringnery siehste jeden Tach mi'm anner jung Mädsche.“ – Wieder so eine süffisante, bedeutungsschwangere Anspielung. Sie gehörte zum Tagesrepertoire, als ich noch das Fotostudio führte. Im Laufe der Jahre habe ich vielen Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, ein Praktikum im Berufsfeld der Fotografie zu absolvieren. Knapp über 90 Prozent der jungen Leute, die um ein Praktikum anfragten, waren weiblich. So waren es zumeist Mädchen, die mich zu Aufträgen begleiteten und im Laden halfen. Denjenigen, die glaubten, darin mehr zu sehen als nur den beruflichen Aspekt, sei gesagt: Schlechtes unterstellt, wer selbst schlechtes tun würde.

„Den Ringnery han se dranjekricht.“ – Die Steigerung des Vorangegangen. Angeblich war ich inhaftiert, weil ich etwas mit einer der Jugendlichen gehabt haben soll. Lustig nur, dass ich genau in diesem Zeitraum von mehren Zeugen frei und fidel sowohl in meinem Geschäft als auch im Ort gesehen worden bin. Interessant zu wissen ist noch, dass ich jedes Mal, wenn ich eine Aushilfstätigkeit als Lehrer antrat, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis anfordern und vorlegen musste. Wie hätte die Schulleitung wohl reagiert, wenn dort etwas derartiges aufgeführt gewesen wäre?


Es tut mir echt leid, dass ich die ganzen schönen Horrorstorys platzen lassen muss. Schade. Eine Runde Mitleid? Taschentuch, jemand?